28.11.2023 Erich Rieder für die IG BürgerEnergie Region Wemding
Die Stadt Wemding hat im Amtsboten vom 10.11.2023 ein kurzes Statement zum Stand der kommunalen Wärmeplanung veröffentlicht und dort auch auf die Präsentation verwiesen, die von der Firma Energie Schwaben erstellt und am 24.10.2023 dem Arbeitskreis Energie und Nachhaltigkeit präsentiert wurde. Die Präsentation (PDF-Download) finden Sie auf der Homepage der Stadt im Bereich Aktuelles (www.wemding.de/Aktuelles). Leider gibt es dort keine näheren Erläuterungen zu einzelnen Folien.
Wir von IG BürgerEnergie Region Wemding, die wir an dieser Präsentation dankenswerterweise teilnehmen durften, möchten dies hier gerne nachholen. Siehe Amtsbote Ausgabe 48/2023 Wärmekonzept für Wemding.
Die Rücklaufquote der Fragebögen betrug deutlich über 50% eine beachtliche Größe. Die erhobenen Angaben wurden mit anderen öffentlich zugänglichen Daten und internen Daten der Energie Schwaben ergänzt.
Bei der Gebäudenutzung (Folie 5) ist erkennbar, dass mehr als 70% der Gebäude in Wemding von privat genutzt werden, also der weitaus größte Teil. Es folgen gewerbliche und gemischte Nutzung von rund 25%. Der Rest sind öffentliche oder nicht klar zuordenbare Gebäude.
Sehr eindeutig ist auch die Typisierung der Wemdinger Gebäude. Die allermeisten Gebäude sind Wohngebäude (Einfamilienhäuser rund 60%, Reihenhäuser 10%, Mehrfamilienhäuser 6%). Fabrik und Bürobauten gibt es knapp 20%.
Sehr interessant ist die Auswertung der Gebäude nach Altersklassen (Folie 7). Sie erfolgt in 10-Jahres-Schritten bis 1950, frühere Jahre in größeren Blöcken. In den einzelnen Stadt-Quartieren dominiert oft eine Altersgruppe, was auf eine homogene Struktur hinweist. Dies erlaubt dann auch im nächsten Schritt der kommunalen Wärmeplanung für einzelne Quartiere unterschiedliche Maßnahmen vorzuschlagen und ggf. zu realisieren.
Bei den Energieträgern (Folie 8) überwiegt Erdgas mit mehr als 50% alle anderen Formen des Heizmaterials, was angesichts des umfassenden Gasnetzes (Folie 9) nicht verwundert. In den Bereichen, in denen keine Gasleitungen verlegt sind, dominiert Öl als Energieträger. Holz, Pellets, Wärmepumpe oder andere Formen der Elektroheizung spielen (noch) keine größere Rolle in Wemding.
Interessant sind die Erkenntnisse, die aus dem Datenmaterial gewonnen werden können. In der Zuordnung der Heizsysteme auf die Altersklassen der Gebäude zeigt sich, dass in allen Altersklassen die Gasheizungen überwiegen, gefolgt von Öl. Wärmepumpen und Pelletheizungen gibt es erwartungsgemäß verstärkt in den jüngeren Gebäuden. Die älteren Gebäude mit Wärmepumpe oder Pellets sind vermutlich in den letzten Jahren energetisch saniert worden.
Folie 9
Interessant sind die Folie 12 und Folie 13. Sie zeigen, dass mit Erdgas zwar 65% des Wärmebedarfs erzeugt werden (mit Erdöl 25%), der Anteil des Erdgases am Gesamt CO2-Ausstoß aber nur 56% der Gesamtemissionen beträgt (der Anteil von Erdöl ist 36%). Wärme, die mit Erdgas erzeugt wird, gibt als ‚Nebenprodukt‘ deutlich weniger CO2 an die Atmosphäre ab als Erdöl. Unterstrichen wird dieses auch durch die nächste Folie, in der jedes EFH und RH als farbiger Punkt in einer Graphik dargestellt sind. Die Wohnflächen liegen fast ausschließlich zwischen 100 und 200qm. Es ergeben sich deutliche Cluster der Energieträger und der zugehörigen CO2-Emissionen. Erdgas legt auch hier deutlich niedriger (unter 6000kg) als Öl (Schwerpunkt zwischen 6000 und 8000kg). Auch Wärmepumpen erzeugen CO2 (ca. 1000kg), weil ein Teil des für den Betrieb benötigten Stroms durch Verbrennung von fossilen Energieträgern erzeugt wird. Selbst bei Holz und Pellets, bei denen ja nur so viel CO2 freigesetzt wird, wie in der Wachstumsphase gebunden wurde, ergibt sich eine geringe Emission durch den Energieverbrauch mit CO2-Emission bei der Produktion und beim Transport.
Auf der Folie 15 wird der Gesamtwärmebedarf und die zugehörigen CO2-Emissionen an Hand der Nutzungsarten dargestellt. Der gewerbliche Wärmebedarf hat in Wemding einen Anteil von etwas mehr als
50% am Gesamtbedarf, der Privatsektor nur gut 40%. Die entsprechenden Zahlen der gesamten CO2-Emissionen sind 43 bzw. 47 Prozent. Das bedeutet, dass die Wärmeerzeugung bezogen auf die CO2-Emissionen in den Gewerbe- und Industrieunternehmen deutlich effektiver ist als in privat genutzten Gebäuden. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Es könnte an den eingesetzten
Energieträgern (Öl, Gas, Strom etc.) liegen, am Alter und damit der Effizienz der Anlagen, am Standort (Gasleitung vorhanden oder nicht vorhanden) und anderen Faktoren liegen.
Leider sind die Darstellungen auf der Folie 17 so klein, dass Sie nicht vernünftig interpretiert werden können. Es sind hier die Potentiale möglicher Wärmequellen dargestellt und zwar für die in Frage kommenden Energiequellen.
Schutz- und Ausschlussgebiete sind Flächen, die aus Naturschutz- oder archäologischen Gründen für Bebauung und nicht-landwirtschaftliche Nutzung gar nicht oder nur sehr eingeschränkt nutzbar sind.
In der Gebietskulisse Windkraft sind die Ausschlussflächen (meist auf Grund von Abständen zu Gebäuden) nach derzeitiger Rechtslage rot dargestellt. Wirtschaftliche Aspekte für den Bau oder Betrieb einer Windkraftanlage spielen in dieser Grafik keine Rolle.
Schade, dass auch auf der Karte mit den Flächen, die zur Aufstellung von (Luft-Wasser-) Wärmepumpen geeignet sind, überhaupt nichts zu erkennen ist. Im gesamten Altstadtbereich sind Wärmepumpen auf Grund geltender Abstandsregeln nur bedingt möglich.
Gleiches gilt für die Karte mit dem theoretischen Solarpotential (Auf-Dach-PV-Anlagen). Die Karte kann sich aber jeder unter diesem Link solare-stadt.de/donau-ries/Solarpotenzialkataster selbst in aller Genauigkeit anschauen.
Oberflächennahe Geothermie (Wärmeentnahme bis ca. 50m Tiefe) ist zwar schön bunt. Die Legende mit der Bedeutung der einzelnen Farben leider nicht zu lesen.
Als Punktartige Wärmequellen sind Anlagen markiert, die an einem bestimmten Standort mehr Wärme erzeugen als dort gebraucht wird und diesen Überschuss abgeben oder wenigsten abgeben könnten. (Biogas- oder Hackschnitzelanlagen bzw. industrielle Abwärme).
In den nächsten Schritten der kommunalen Wärmeplanung werden die für diesen Zwischenbericht dargestellten Custer weiter präzisiert und für jedes Cluster Lösungsansätze angezeigt, um bis zum Jahre 2045 den gesamten Energiebedarf kohlendioxidfrei decken zu können. Das in der Folie 21 angedeutete Ampel-System soll dies etwas veranschaulichen.
Nur im fiktiven Cluster II wird Gas (dann allerdings kein Erdgas, sondern Biogas und Wasserstoff) favorisiert, in den Clustern I, III und IV sind es Wärmenetze. Dezentrale Wärmeerzeugung könnte in den Clustern II und III in Frage kommen, abgeschwächt auch in den Clustern I und IV.
Welche Cluster (Stadtquartiere) nun welchen dieser ‚Mustercluster‘ zugeordnet werden, ist die spannende Frage. Von der Firma Energie Schwaben als Ersteller der Studie werden bis Jahresende konkrete Vorschläge erwartet.
Die Stadt Wemding hat die hier besprochene Untersuchung beauftragt und muss die Fortsetzung (jeden Einzelschritt) in den Gremien beraten und beschließen. Die Bürgerinnen und Bürger sind aus unserer Sicht umfassend zu informieren und am Entscheidungsprozess zu beteiligen. Nur so kann die Akzeptanz für einen Jahrzehnte dauernden Umstrukturierungsprozess erreicht werden.
Hier noch ein Auszug aus dem Artikel des Amtsboten vom 10.11.2023:
„Die Ergebnisse sollen voraussichtlich bis Jahresende vorliegen. Die Präsentation soll dann im Rahmen einer Bürgerveranstaltung zum Jahresanfang erfolgen. Für Rückfragen zum aktuellen Stand der Wärmeplanung steht Herr Stadtbaumeister Jaumann unter Tel. 09092/9690-33, Mail: stadtbaumeister@wemding,de sowie ich [gemeint ist der Unterzeichner Dr. Drexler], Tel. 09092/9690-31 buergermeister@wemding.de gerne zur Verfügung.“
Stand: 30.11.2023