23.12.2022 Ausgabe 51/2022 Der Amtsbote – Wemding Verwaltungsgemeinschaft
Quelle: ol.wittich.de
Wemding und Weltgeschehen. Ein Jahr voller Herausforderungen und vielen Momenten zum Nachdenken. Relativ gemütlich ließ sich das Jahr 2022 im Januar an. Die ersten Arbeitstreffen mit dem Fairtradearbeitskreis waren wieder Online und in Präsenz möglich. Neue Ideen für das große Ziel, Wemding als Fairtradestadt zu etablieren, wurden gesammelt und Aufgaben verteilt. Kontakt zu den örtlichen Schulen wurde hergestellt, um auch dort das Thema Fairtrade in den Schulalltag zu bringen. Simon Strohofer kontaktierte mich, um sein Projekt, ein Feuchtbiotop mit verschiedenen Feuchtzonen in der Nähe des Doosweihers anzulegen, voranzubringen. Ortsbegehungen und Telefonate mit der unteren Naturschutzbehörde und der Verwaltung waren notwendig, um Herrn Strohofer bei diesem tollen Projekt zu unterstützen. Dieses Projekt wurde dann im Zeitraum Mai/Juni umgesetzt. Wer zur richtigen Zeit einen Ausflug dorthin unternimmt, wird durch ein wunderbares Konzert der Frösche empfangen. Mit etwas Glück kann man auch die selten gewordenen Gelbbauchunken antreffen und den seltsam wirkenden Unkenruf hören. Auch die ersten Treffen des Arbeitskreises Landesgartenschau standen wieder im Wochenplan. Verschiedene Ideenmodelle wurden intensiv besprochen, Pläne aufgestellt, verworfen, überarbeitet und zum Schluss zu einem wirklich passenden Entwurf für Wemding geformt, der Wemding eine Aufwertung im Bereich der nachhaltigen Entwicklung beschert hätte. Leider hat es ja bekanntlich mit der Bewerbung nicht geklappt, aber trotzdem bleibt ein tolles Konzept, das als Fahrplan für die nächsten Jahre herangezogen werden kann, ohne das Korsett einer Landes-gartenschau. Auch der Termin für die „Earth Hour“ wurde terminiert. „Licht aus für einen lebendigen Planeten!“, lautet das Motto der Earth Hour 2022. Städte, Unternehmen und Millionen von Menschen auf dem gesamten Globus löschen zu einem bestimmten Zeitpunkt für eine Stunde alle Lichter in ihrem Haushalt, um ein Zeichen zu setzen. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass diese symbolische Handlung in unseren Alltag Einzug nehmen wird. Die ersten Emails von interessierten und engagierten Bürgern mit Tipps zu: „machen Sie Ihre Stadt erneuerbar“ fanden ihren Weg in meinen Postkasten. Ideen und Gedankenspiele blühen vor meinem geistigen Auge auf, wie Wemding sich entwickeln könnte. Dieses unbeschwerte Träumen musste am 24.2. mit dem völkerrechtswidrigen Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine einen Einschnitt erleben. Die Weltpolitik nahm Einzug in unser beschauliches Wemding. Ich durfte eine Welle von Solidarität aus der Bürgerschaft erleben, die den ukrainischen Familien entgegengebracht wurde. Hilfsaktionen von Bürgerinnen und Bürgern und auch von Mitgliedern des Stadtrats und der Verwaltung waren ein solidarisches Zeichen für ein friedliches Europa. Bis heute wirkt dieser Krieg aber in unsere Entscheidungen in unserem Gremium ein. Es wurde augenscheinlich in welcher Abhängigkeit man sich von Russland und seinen Rohstoffen begeben hat. Das war der erste Moment des tiefen Nachgrübelns. Anfang März blinkte eine Email von Winfried Schenk in meinem Postkasten auf. Friedensenergie. Die Idee und das Konzept überzeugten mich. Aus der Friedensenergieidee wurde dann die Interessengemeinschaft Bürgerenergie Region Wemding. Die Idee, die nachhaltige Energiegewinnung in Bürgerhand zu geben und dadurch unabhängig von Fossilen Brennstoffen zu werden, und die Wertschöpfung in der Region zu halten, ist in meinen Augen die Möglichkeit, die Energiewende mit höchster Akzeptanz umzusetzen. Viele für mich unheimlich lehrreiche Treffen waren die Folge, denn mit Winfried und Monika Schenk, Erich Rieder, Michael Richter, Michael Stecher, Michael Heidenreich und Alfred Herrmann sind Experten und Pioniere aus dem Bereich Wind und PV in dieser Interessengemeinschaft vereint. Weitere Treffen, in denen es um die Rechtsform ging, zeigten schnell, dass es für die Interessengemeinschaft viele Synergien hat, sich einen größeren Partner zu suchen. Mit der Bürgergenossenschaft Neuburg-Schrobenhausen hat man diesen Partner gefunden. In weiteren Gesprächen mit dem Bürgermeister und dem Stadtrat konnte der Interessengemeinschaft das Dach des neuen Feuerwehrhauses als mögliche Fläche für eine PV-Anlage angeboten werden. So nahm die weitere Entwicklung ihren Lauf und gipfelte bis jetzt in dem Vorstellungsabend vor breiter Öffentlichkeit mit vielen Interessenten vor gut zwei Wochen. Die Planungen mit Neuburg Schrobenhausen schreiten voran, sodass Anfang des Jahres 2023 eine weitere Bürgerinformationsveranstaltung stattfinden kann. Zurück zum Jahresverlauf. Ende Februar/ Anfang März nahm sich Siegfried Häuslaigner mit seinem Team wieder der Amphibienwanderung in Wemding an. In vielen ehrenamtlichen Stunden suchten sie die Krötenzäune ab und trugen die Amphibien zu ihren Laichgewässern. Es waren ungünstig trockene Bedingungen, sodass nur wenige Tiere sicher über die Straßen gebracht werden konnten. Leider zeichnet sich in den letzten Jahren ein Trend ab. Waren es 2016 noch 1117 Erdkröten waren es 2022 nur noch 203. Teichmolche waren es 2016 noch 105, 2022 nur 3. Grasfrosch 0, Wasserfrosch 0, Laubfrosch 0, Bergmolch 0. Das war der zweite Moment in dem ich tief nachdenken musste. Im April fand die traditionelle „AWV Müllsammelaktion“ statt, die wieder von zahlreichen Vereinen unterstützt wurde. Es ist doch jedes Jahr wieder erstaunlich, wie viel Müll immer wieder den Weg in die Flur findet. Schade, aber umso wichtiger, dass diese Aktion durchgeführt wird. Endlich war auch wieder eine vernünftige Brotzeit ohne Coronabedingungen möglich. Das ist wichtig, um Gemeinschaft wieder erlebbar zu machen. Auch im April konnte mit Unterstützung von Stadtrat und Bürgermeister den Bürgerinnen und Bürgern wieder die Pendla-App angeboten werden, die gerade in Zeiten horrender Spritpreise, eine Möglichkeit einer nachhaltigeren und billigeren Fortbewegung ermöglicht. Im Mai durfte ich dann im Rahmen der Abschlussarbeiten der Mittelschüler einen Vortrag zum Thema Fairtrade halten und als stiller Zuhörer den Prüfungen beiwohnen. Es war sehr eindrücklich, was die Jugendlichen in so kurzer Zeit und in dieser Qualität auf die Beine gestellt haben. Auch einen weiteren Vortag vor der Elternschaft in der Mittelschule durfte ich halten und somit die Schule ein Stück auf dem Weg zur Fairtradeschule begleiten. Durch die „Faire Woche“ und den Verkauf am Weihnachtsmarkt von Fairen Produkten befindet sich die Grund-und Mittelschule auf dem besten Weg, Fairtradeschule zu werden. Über diese Entwicklung freue ich mich sehr. Im Juni konnten wir als Steuerungsgruppe Fairtrade die Bewerbungsunterlagen für die Stadt Wemding einreichen. Ende Oktober erreichte uns dann die frohe Botschaft, dass Wemdings Bewerbung angenommen wurde. Eine Übergabe des Titels soll Anfang 2023 erfolgen. Ein großes Dankeschön gilt es hier an die gesamte Steuerungsgruppe zu richten, die durch viele ehrenamtliche Stunden einen großen Beitrag für die Stadt Wemding geleistet hat. Im Juli fand dieses Jahr bereits zum zweiten Mal das „Stadtradeln“ statt. Viele Kilometer, die sonst mit dem Auto zurückgelegt worden wären, wurden mit dem Rad absolviert. Die Wemdinger Radlerinnen und Radler konnten im Vergleich zum Vorjahr nochmals eine Schippe an Kilometern drauflegen. Wer weiterhin zu Fuß oder zu Rad in der Stadt unterwegs war, konnte die neu aufgestellten Pflanzkästen in Augenschein nehmen, die mehr Grün in die Stadt bringen. Vielleicht dienen sie ja als Anregung, versiegelte Fläche an der ein oder anderen Stelle wieder aufzubrechen, um Grün dauerhaft wachsen zu lassen.
Ende August/ Anfang September unterstütze uns der Bürgermeister in dem Vorhaben einen Arbeitskreis Erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit zu etablieren, um gemeinsam Antworten auf die aktuellen Fragen und Herausforderungen zu finden. Seit diesem Zeitpunkt berät dieses Gremium äußerst konstruktiv über die nachhaltige Entwicklung der Stadt Wemding. Lehrreich Expertenvorträge zeigen auf welche Möglichkeiten es gibt, zeigen aber auch, welchen Weg wir noch vor uns haben. Unvoreingenommene Diskussionen sind der richtige Weg, um Wemding fit für die Zukunft zu machen. Die ersten Schritte wurden bereits gesetzt, indem die LED Umrüstung der Straßenbeleuchtung durch den Stadtrat beschlossen wurde. Auch die Abschaltung der Beleuchtung in der Nacht ist ein wichtiger Beitrag, um Ressourcen zu schonen. Aber nicht nur das, so hat die Abschaltung der nächtlichen Beleuchtung auch einen Vorteil für die Insektenwelt. Betrachtet man die vorher genannten alarmierenden Zahlen der Amphibienwanderung, so ist es ein Beitrag die Biodiversität wieder zu steigern, indem nicht tausendfach Insekten in der Nacht an Straßenlaternen verenden müssen. Mittelfristige Ziele was Nahwärme und PV-Freiflächen-Anlagen angehen, wurden zudem im Arbeitskreis besprochen. Den Herbst nutzten die Schutzgemeinschaft Wemdinger Ried und der Rieser Naturschutzverein wieder für ihre Pflegemaßnahmen, um die zahlreichen Biotopflächen im Ries so zu erhalten, dass sie weiterhin einen Lebensraum für Fauna und Flora darstellen können. Für diesen ehrenamtlichen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität muss diesen beiden Institutionen ein großer Dank ausgesprochen werden. So neigt sich nun dieses arbeitsreiche Jahr dem Ende entgegen und rückblickend lassen sich viele kleine Schritte auf dem langen Weg zur nachhaltigen Entwicklung Wemdings erkennen, die aber unbedingt notwendig sind, um ans Ziel zu kommen.
Ich freue mich auf die nächsten Schritte im kommenden Jahr, die ich wieder gerne und voller Einsatz mit Ihnen und dem gesamten Stadtrat gemeinsam gehen will.