Presseinformation zur Infoveranstaltung vom 24.11.2022

© IG BER-Wemding Infoveranstaltung – Vollbesetzter Saal

Ende November konnte die Interessengemeinschaft BürgerEnergie Region Wemding in der Stadthalle in Wemding eine Infoveranstaltung zum Thema Bürger-PV-Anlage auf dem Dach des neuen Feuerwehrhauses veranstalten.

Michael Stecher vom Aktiv-Team der IG BER-Wemding, der durch den Abend führte, konnte mehr als 130 interessierte Zuhörer begrüßen. Darunter die stellvertretende Landrätin Ursula Kneißl-Eder, die in einem kurzen Statement die Grüße des Landrates Stefan Rößle übermittelte, dem das Thema Energieerzeugung in Bürgerhand sehr am Herzen liegt.

Bürgermeister Dr. Martin Drexler sagte, nach dem er verschiedene Stadträte aus Wemding, Bürgermeister und Gemeinderäte aus der Region willkommen geheißen hat, an die IG BER-Wemding gewandt: „Ihr wart klug; Ihr habt euch einen starken Partner mit an die Hand geholt, nämlich die Bürger-Energie-Genossenschaft Neuburg-Schrobenhausen-Aichach-Eichstätt eG.“

„Ihr habt Euch klare Ziele gesetzt und zwar Ziele, hinter denen wir alle stehen. Es geht um Regionalität, was letztlich Bürgerbeteiligung bedeutet, um Autarkie, um Unabhängigkeit und Klimaschutz.“

In einer Art Ausblick sage Dr. Drexler noch, dass sich er und der Arbeitskreis Erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit des Stadtrates durchaus vorstellen können, dass noch weitere Flächen auch von Seiten der Stadt zur Verfügung gestellt werden könnten, um Solarstrom zu erzeugen. Dabei sei es ganz wichtig, dass nicht große Konzerne zum Zuge kommen, sondern dass das mit Bürgerbeteiligung vor Ort gemacht wird. Auch wies er darauf hin, dass es sicherlich noch eine ganze Reihe von Herausforderungen geben wird. Er nannte dabei die Stichworte Vermarktung und Einspeisung des erzeugten Stroms, steuerliche Themen oder Rechtsfragen. Aber auch das große Thema Speicher wird noch zu bewältigen sein. Mit dem Satz „Es ist an der Zeit an Lösungen zu arbeiten und nicht nur die Probleme zu sehen.“ übergab Dr. Drexler an Michael Stecher.

In einem Impulsvortrag, bei dem er die Interessengemeinschaft und Ihre Motivation vorstellte, konnte Michael Stecher einen geschickten

© Bild IG BER-Wemding: Peter Mießl (BEG ND) (links) und Michael Stecher (rechts)

Bogen spannen von der Veröffentlichung ‚Die Grenzen des Wachstums‘ des Club of Rome aus dem Jahre 1972 über des Jahr 2015, in dem die Bundesrepublik Deutschland das sog. 1,5-Grad-Ziel einer globales Erderwärmung völkerrechtlich anerkannte bis hin zur 27(!) Weltklimakonferenz, bei deren Eröffnung der UN-Generalsekretär Antonio Guterres die Worte „Wir sind auf einem Highway in die Klimahölle und haben den Fuß auf dem Gaspedal“ gebrauchte.

Michael Stecher zeigte auch auf, was wir als Gemeinschaft und auch jeder einzelne von uns tun kann, um die Energiewende in Deutschland doch noch zu schaffen. Als Beispiele nannte er einen schnelleren Ausbau der Erneuerbaren Energie, intelligente Stromnetze in Verbindung mit großen Speicheranlagen, PV-Anlagen auf vielen Gebäuden, Gebäudedämmung und vor allem weniger Energie in Form von Strom, Wärme und Mobilität zu verbrauchen.

Er schloss mit einem Appell an die Anwesenden: „Zieht alle an einem Strang um das gemeinsame Ziel zu erreichen.“, denn „was einer alleine nicht schafft, schaffen viele!“ (Wilhelm Friedrich Raiffeisen, ca. 1850).

Peter Mießl, ein Vorstandsmitglied der Bürger-Energie-Genossenschaft Neuburg-Schrobenhausen-Aichach-Eichstätt eG, berichtete von der Arbeit der BEG und über ihre Organisation. Und natürlich vor allem darüber, wie eine Zusammenarbeit so vieler Akteure funktionieren kann. Im Laufe von 10 Jahren konnte die Genossenschaft die Anzahl der Mitglieder auf über 500 steigern und ein Grundkapital von mehr als einer halbem Mio. Euro einsammeln. Mit diesem Grundkapital wurde bereits die Finanzierung mehrerer Dach- und Freiflächen-PV-Anlagen, Wärmenetze, Beteiligungen an Windkraftanlagen und ähnliches angestoßen und zur Markteinführung geführt.

Um die einzelnen Projekte auch tatsächlich ans Laufen zu bringen, werden natürlich noch weitere Finanzmittel benötigt. Diese beschafft sich die BEG bei Bürgerinnen und Bürgern vor Ort.

Jeder potentielle Investor muss erst einmal Genossenschaftsmitglied werden und mindestens einen, maximal 50, Anteile zu je 100,– Euro zeichnen. In der Genossenschaft und ihren Gremien hat ein Mitglied mit 100.— Euro Anteil das gleiche Stimmrecht wie ein Mitglied mit 5000,– Euro.

Mit der Zeichnung des Anteils bekommt das Mitglied Mitbestimmungs- und Mitwirkungsrechte (zum Beispiel auch das Recht auf Projektbeteiligung.) Die Einlage kann mit einer Drei-Monatsfrist zum Jahresende zurückgegeben werden.

Ganz wichtig für jedes Neumitglied ist der Hinweis, dass in der Satzung der BEG eine Nachschusspflicht ausgeschlossen ist. Das Risiko eines Genossen beschränkt sich also auf die Höhe seiner getätigten Einlage.

Jedes von der BEG in Angriff genommene Projekt wird separat finanziert. Das erfolgt in der Regel mit festverzinslichen Darlehen mit stets gleichbleibenden Erträgen und vorabfestgelegten Rückzahlungsschritten. Dieses Model ist besonders für Personen geeignet, die auf Sicherheit setzen.

Für Personen, die auch unternehmerisches Risiko eingehen wollen, gibt es auch die Beteiligungsform der GmbH & Co. KG. Dies ist eine aufwändige Unternehmensform und deshalb für kleinere Projekte wie dem Feuerwehr-Haus eher nicht geeignet. Bei diesem Model gibt es dann keine Zinsen, sondern bei Geschäftserfolg eine Gewinnausschüttung. Dabei wird es keine Mondausschüttungen geben, weil dies dem Genossenschaftsgedanken der Gemeinsamkeit zuwiderlaufen würde. Die einbehaltenen Gewinne fließen dem Gesamtgewinn der Genossenschaft zu.
Peter Mießl erklärte, dass bei der PV-Anlage auf dem Feuerwehrhaus zuerst die direkt Betroffenen, in diesem Falle die Freiwillige Feuerwehr Wemding (und ihre Mitglieder) angesprochen werden, dann die Bürgerinnen und Bürger aus Wemding und Umgebung. Erst dann, falls widererwarten die Finanzierung nicht erreicht wird, geht die Anfrage an alle Mitglieder der Genossenschaft.
Auch das aktuell größte Problem wurde thematisiert, nämlich der ungenügende Ausbau des übergeordneten (110 KV) -Netzes im Netzbereich der ENBW ODR. Für 30 kWp ist der Anschluss gesichert und der erzeugte Strom kann eingespeist werden. Aber eigentlich kann das Dach mit 250 kWp belegt werden.
Herr Lachner vom Planungsbüro planplus aus Wemding regte an, das gesamte Areal – also Feuerwehrhaus, Heizhaus, Kindergarten und Bauhof – sind organisatorisch eine Einheit der Stadt, auch technisch durch ein eigenes Stromnetz miteinander zu verknüpfen und über eine Schnittstelle (Trafostation) mit dem öffentlichen Netz der Wennenmühle zu verbinden. Die Strommengen, die innerhalb dieses Netzes verbraucht werden, belasten also nicht das öffentliche Netz, weil der Eigenverbrauch zusammengefasst und erhöht wird. Insbesondere beim Bauhof wird in der Zukunft mit weiter steigendem Strombedarf gerechnet. Dazu sei es auch notwendig, das Konstrukt so offen wie möglich zu gestalten, so dass auch Speicher und / oder ein Elektrolysegerät zur Wasserstofferzeugung integriert werden können. Herr Schörger von der Wennenmühle nickte zustimmend.
Die anschließende Frage- und Antwortrunde führte zu keinen neuen Themen, sondern lediglich zur einen oder anderen Klarstellung. Nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung gab es noch zahlreiche anregende Gespräche in kleiner Runde, bei der die Referenten und auch die anderen Mitglieder der Interessengemeinschaft intensiv gefragt waren.
Alles in Allem ein gelungener Infoabend. Aber es bleibt noch viel zu tun.

Wir für unsere Zukunft

IG BürgerEnergie Region Wemding

Kontakt: Per Mail an info@ber-wemding.de

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